Vor allem im Gesundheitssektor sind Beschäftigte mit verbalen und tätlichen Übergriffen konfrontiert. Wie sollten sie in heiklen Situationen am besten reagieren?
Im Gesundheits- und Sozialwesen sind 6,9 Prozent der Arbeitsunfälle auf Gewalt zurückzuführen. Das geht aus der Unfallstatistik des Jahres 2021 der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherungen (DGUV) hervor. In keiner anderen Branche ereignen sich so viele Gewaltunfälle. Insbesondere in Krankenhäusern, Pflegeeinrichtungen und Kliniken braucht es daher Konzepte, die Angestellte vor Gewalt am Arbeitsplatz schützen. So bieten sich Schulungen von Führungskräften und Beschäftigten an. Darin lässt sich vermitteln, wie man in heiklen Situationen richtig reagiert. Über wichtige Prinzipien der Deeskalation berichtet die aktuelle Ausgabe »top eins« der DGUV.
»Vielen Beschäftigten fehlt das Bewusstsein, dass sie Teil einer eskalierenden Situation sind und diese beeinflussen können«, sagt Dr. med. Tobias Lindner, stellvertretender ärztlicher Leiter der Notfall- und Akutmedizin am Charité Campus Virchow-Klinikum in Berlin. Damit kein Gefühl von Hilflosigkeit gegenüber aggressiven Personen aufkommt, helfen Deeskalationstrainings. Diese sollte der Arbeitgeber anbieten.
Eine Deeskalation beinhaltet unterschiedliche Maßnahmen. Einerseits geht es darum, Gewalt und aggressives Verhalten zu verhindern, andererseits ein Aufschaukeln zu einer gefährlichen Situation abzuwenden. So sollte man offensichtlich gereizte oder unruhige Menschen nicht allein lassen. Stattdessen ist es ratsam, die Person gezielt anzusprechen sowie Verständnis für ihr Problem und ihre Emotionen zu zeigen.
Mit Hilfe des bewussten Einsatzes von Mimik, Gestik und Stimme können Beschäftigte eine angespannte Situation entschärfen. Dazu ist ruhiges Sprechen in tiefer Stimmlage hilfreich. Mit einer aufrechten Körperhaltung und regelmäßigem Blickkontakt lässt sich Selbstbewusstsein signalisieren. Zu vermeiden sind hingegen jegliche Formen der Provokation. Beschäftigte sollten vor allem auf ihre eigene Sicherheit achten. Dazu zählt ein ausreichend großer Abstand zum Gegenüber. Damit ist mindestens eine Armlänge Abstand gemeint. Bemerken Betroffene, dass sie die Situation allein nicht bewältigen können, sollten sie den Deeskalationsversuch abbrechen und Hilfe holen.
Quelle/Text: DGUV / Redaktion arbeitssicherheit.de (SL)
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