Abschnitt 4.3 - 4.3 Faseridentifizierung
Nach diesem Verfahren werden Chrysotilfasern, Amphibolasbestfasern, Calciumsulfatfasern, gegebenenfalls anorganische Produktfasern und sonstige anorganische Fasern unterschieden. In die Gruppe "sonstige anorganische Fasern" werden alle Fasern eingestuft, die nicht als Asbest, Calciumsulfatfasern oder gegebenenfalls Produktfasern identifiziert werden können, jedoch ein Linienspektrum mit Elementen der Ordnungszahl Z >= 11 (Ausnahme: Kohlenstofffasern) ergeben. Zu organischen Fasern siehe Abschnitt 4.5.
Eine Faseridentifizierung, bei der zwischen Chrysotil, Amphibolasbesten, Calciumsulfat, gegebenenfalls anorganischen Produktfasern und sonstigen anorganischen Fasern unterschieden wird, lässt sich anhand einer halbquantitativen Beurteilung der Elementspektren durchführen. Beispiele für Spektren anorganischer Fasern zeigen die Abbildungen im Anhang 1 (die Goldpeaks werden durch die Goldbeschichtung des Kernporenfilters verursacht). Da die Peakhöhen von dem verwendeten Detektor und den Geräteparametern abhängen, müssen unter den gegebenen Bedingungen eigene Referenzspektren von den Faserarten, z. B. unter Zuhilfenahme von Standardproben, erstellt werden.
Bei der praktischen Durchführung der Analyse ist darauf zu achten, dass der Elektronenstrahl stabil (ohne Drift) auf die Faser gerichtet ist und dabei eventuell anhaftende oder benachbarte Partikel möglichst weit von seinem Auftreffpunkt entfernt liegen.
Zur Identifizierung der Fasern sind die in den Tabellen 2 und 3 genannten Kriterien anzuwenden. Zur Benennung und Beschreibung verschiedener Faserarten wird die in Anhang 3 aufgeführte Fasersystematik empfohlen.
Bei Messungen im Bereich der Verwendung mineralischer Rohstoffe stehen ergänzende Kriterien zur Abgrenzung der Asbestminerale von anderen Mineralen ähnlicher Zusammensetzung zur Verfügung [10].
Faserart | Identifizierungskriterien | Bemerkungen |
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Chrysotil |
| Chrysotil aus Asbestzement: zusätzlicher Ca-Peak durch Bindemittelreste möglich. Chrysotil aus Magnesiumestrich: zusätzlicher Cl-Peak möglich. |
Amphibolasbeste | Siehe Tabelle 3 und analytische Hinweise in [8] | Da es sich bei den Amphibolasbesten um eine Mineralgruppe handelt, unterscheiden sich die Spektren hinsichtlich detektierter Elemente und deren Peakhöhen. |
Calciumsulfat |
| |
Talk | Mg- und Si-Peak deutlich | Bei Talk ist das Verhältnis von Si- zu Mg-Signal größer als bei Chrysotil. |
Aluminiumsilikatfasern | Al- und Si-Peak deutlich | Al und Si in etwa gleichen Anteilen, keine weiteren Elemente. |
Produktfasern | Vergleiche Abschnitt 4.4 | Bei gebrauchten Produktfasern können zusätzlich zu den typischen Peaks andere Elementpeaks, z. B. von Fe, auftreten. |
Sonstige anorganische Fasern | Alle Fasern, die ein anderes Elementspektrum für mindestens ein Element mit Z >= 11 ergeben (Ausnahme: Kohlenstofffasern) | Typische Hauptelemente können sein: Na, Mg, Al, Si, K, Ca, Fe, weiterhin können auftreten: Ti, Mn, Ba, Zr, B. |
Tabelle 2: | Identifizierungskriterien für Faserstäube |
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Amphibolasbest | Identifizierungskriterien | Bemerkungen |
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Aktinolith |
| Übergänge zu Tremolit vorhanden. |
Amosit |
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Anthophyllit |
| Eine Abgrenzung zu Fe-haltigem Talk ist mit dieser Methode in der Regel nicht möglich. |
Krokydolith |
| |
Tremolit |
| Übergänge zu Aktinolith vorhanden. |
Tabelle 3: | Unterscheidungsmerkmale für Amphibolasbeste |
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(Anmerkung: Ist eine exakte Unterscheidung notwendig, sind die ergänzenden Identifikationskriterien [10] anzuwenden und muss die EDXA für die quantitative Elementbestimmung mit geeigneten Standards kalibriert sein.)
Fasern, welche nicht einer der in den Tabellen 2 und 3 genannten Faserarten zuzuordnen sind, werden für die Berechnung des Analysenergebnisses nicht berücksichtigt.
Die Identifizierung nach den hier genannten Kriterien ist nicht in jedem Fall eindeutig [8]. Im Zweifelsfall sind Kenntnisse über die im Arbeitsbereich verwendeten Materialien zu berücksichtigen. In allen Fällen sind die M- und L-Linien der Goldbeschichtung des Filters zusätzlich im Spektrum vorhanden und führen zu Überlagerungen unter anderem mit der K-Linie des Schwefels.
Die Identifizierungskriterien sind zu modifizieren, wenn
die REM-EDX-Spektren von Asbest-Standards gerätebedingt abweichende Peakhöhen und/oder Signal-zu-Untergrund-Verhältnisse aufweisen,
die speziell in dem von der Untersuchung betroffenen Produkt vorliegenden Asbestfasern bezüglich ihrer Elementzusammensetzung von den Standards abweichen (z. B. signifikanter Anteil eines nichttypischen Elements, siehe auch Abbildung A1.1 im Anhang).
Fehlen in dem Elementspektrum Peaks für Elemente mit Z >= 11 (mit Ausnahme der Goldpeaks), kann dies als Hinweis auf unter Umständen nach der Veraschung verbliebenes organisches Material gewertet werden. Auch beim Vorliegen sehr dünner anorganischer Fasern (D < 0,2 µm) ist damit zu rechnen, dass keine auswertbaren oder unvollständigen Elementsignale erscheinen.