Zwei Expertinnen für Arbeitszeit haben arbeitswissenschaftliche Ergebnisse und Erkenntnisse zusammengetragen, die über negative Effekte der Schichtarbeit Aufschluss geben können. Ihr Fazit lautet: Schichtarbeit ist für die Gesundheit riskant. Doch das Risiko lässt sich eingrenzen.
Wechselwirkung von Schichtarbeit und Erkrankungen
Normalerweise schläft der Mensch nachts und ist tagsüber wach. Das entspricht der menschlichen Natur. Schichtarbeit jedoch kehrt dieses Verhältnis um, was weitreichende Folgen für die Gesundheit haben kann. Dazu zählen beispielsweise Schlafstörungen und insgesamt kürzere Schlafperioden. Das beeinträchtigt die Konzentration, was wiederum die Reaktionsfähigkeit verschlechtert und Unfälle begünstigt. Die Analyse von Statistiken ergibt darüber hinaus, dass es ebenfalls Zusammenhänge zwischen Schichtarbeit und Krankheiten wie Diabetes oder Krebs gibt. Inwiefern diese Krankheiten durch ein aufgrund von Schlafmangel geschwächtes Immunsystem bedingt sind oder ob es konkrete Wechselwirkungen zwischen der Schichtarbeit und einzelnen Erkrankungen gibt, lässt sich allerdings nicht abschließend klären, so die Arbeitszeit-Expertinnen Anna Arlinghaus und Yvonne Lott.
Schichtarbeit beeinflusst den Alltag
Weitere Nachteile der Schichtarbeit beziehen sich auf das soziale Leben der Beschäftigten. Ein Feierabend zu üblichen Tageszeiten oder ein regelmäßig wiederkehrendes freies Wochenende sind für Arbeiter mit wechselnden Arbeitszeiten nicht selbstverständlich. Auch die Teilnahme an sportlichen Aktivitäten, die meist tagsüber zur immer gleichen Uhrzeit stattfinden, ist erschwert. Den Betroffenen droht der soziale Ausschluss.
Doch lässt sich der Schichtarbeit auch hin und wieder Gutes zuschreiben. Etwa wenn der Vater im Anschluss an die Frühschicht das Kind aus der Kita abholen kann, während andere noch länger im Büro sitzen müssen.
Doch insgesamt überwiegen die familiären Nachteile der Schichtarbeit, so die beiden Forscherinnen.
So lassen sich die Risiken reduzieren
Trotz der überwiegenden Nachteile lässt sich das Arbeitszeitmodell Schichtarbeit nicht so ohne weiteres abschaffen. Krankenhäuser, Pflegeheime und ähnliche Institutionen können keinesfalls auf Schichtarbeit verzichten. Aber, die Schichtarbeit lässt sich so organisieren, dass die nachteiligen Effekte weitgehend reduziert werden, so die Forscherinnen. Bestimmte Maßnahmen helfen den Arbeitenden, den Umgang mit den wechselnden Arbeitszeiten zu erleichtern.
So empfehlen die Expertinnen das Ausarbeiten von Schichtsystemen auf der Basis von arbeitswissenschaftlichen Erkenntnissen. Zum Beispiel seien vorwärts rotierende Systeme – Nachtschicht, Frühschicht, Spätschicht – für die meisten Menschen besser verträglich als die umgekehrte Reihenfolge. Nachtschichtphasen sollten außerdem kurz gehalten werden und immer ausreichend Pausen enthalten. Eine langfristige Planung erleichtere den Beschäftigten außerdem, sich besser auf die Arbeitszeiten einzustellen.
Darüber hinaus sollten Arbeitgeber prüfen, ob Tätigkeiten einer Nachtschicht nicht auch am Tag durchgeführt werden können. Oftmals sei dies möglich, würde aber nur selten in Betracht gezogen.
Die Anerkennung von besonderem Arbeitseinsatz könne außerdem in Form von Freizeit (statt Geld) erfolgen.
Ihre Erkenntnisse »Schichtarbeit gesund und sozialverträglich gestalten« haben die Expertinnen für Arbeitszeit im Forschungsförderungs-Report Nummer zwei veröffentlicht. Dieser lässt sich auf der Internetseite der Hans-Böckler-Stiftung herunterladen.
Quelle/Text: boeckler.de, arbeitssicherheit.de (SJ)
Stand: April 2018
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