Lange Phasen im Homeoffice gehen auf die Psyche. Alleinsein und Isolation können belasten. Hinzu kommen mangelnde Pausen und oftmals nicht-ergonomische Arbeitsplätze. Was können Arbeitgeber und Beschäftigte unternehmen?
Wer lange im Homeoffice arbeitet, dem können psychische Probleme zu schaffen machen. 30 Prozent der mobil oder im Homeoffice Arbeitenden fühlen sich häufig allein oder isoliert. Jeder Achte empfindet die Arbeit zu Hause als psychische Belastung. Diese Zahlen liefert eine Forsa-Umfrage im Auftrag des TÜV-Verbands unter 1.507 Erwerbstätigen, die im Januar 2022 durchgeführt wurde. »Eng getaktete Videokonferenzen, kaum Pausen und die fehlenden persönlichen Kontakte führen bei vielen Beschäftigten im Homeoffice zu Erschöpfung, Gereiztheit oder Gefühlen der Isolation«, sagt André Siegl, Arbeitsschutzexperte des TÜV-Verbands. Die Arbeitszeit nehme zudem zu, da Laptop und Diensttelefon oft bis in die späten Abendstunden eingeschaltet seien. Das klassische Ausstempeln an der Stechuhr gebe es nicht mehr. »Verschärfend kommen ergonomisch unzureichend eingerichtete Arbeitsplätze und der Bewegungsmangel hinzu«, so Siegl.
Auch die körperliche Bewegung kommt bei häufiger Arbeit im Homeoffice oftmals zu kurz. Das geben 65 Prozent der Befragten an. An Körpergewicht zugelegt haben 37 Prozent. Ein Grund dafür sind ausbleibende Arbeitswege, die sonst schon mal zu Fuß oder mit dem Rad zurückgelegt werden. Darüber hinaus verfügt nur jeder zweite Beschäftigte über einen ergonomisch eingerichteten Arbeitsplatz im Homeoffice. Dieser würde einen Bürostuhl, einen Schreibtisch, eine externe Tastatur und einen großen Bildschirm beinhalten. Kopf- und Rückenschmerzen, muskuläre Verspannungen oder brennende Augen können die Folge sein. Vor allem kann auch die Kombination aus psychischen und physischen Belastungen das Risiko für langwierige Erkrankungen und Burnout erhöhen.
Der TÜV-Verband empfiehlt, dass Betriebe auch nach Auslaufen der Homeoffice-Pflicht die Arbeitsorganisation an die neuen Gegebenheiten anpassen sollten. Damit sind insbesondere die arbeitsrechtlichen Regelungen zum mobilen Arbeiten, die Ausstattung der Homeoffice-Arbeitsplätze und die Gestaltung der Arbeit in den Büroräumen gemeint. Um das soziale Miteinander zu fördern, unterstützen unter anderem eine Neugestaltung der Büroflächen mit Sitzecken, großzügige Kaffee-Küchen oder flexible Workshop-Räume. Dies kann Begegnungen und kreatives Arbeiten im Team ermöglichen. Wichtig ist ebenso eine gesundheitsfördernde Unternehmenskultur. Helfen können ebenso Fortbildungen zum Zeit- und Selbstmanagement, Stressbewältigung oder zur Gesundheitsförderung.
Quelle/Text: TÜV-Verband / Redaktion arbeitssicherheit.de (SL)
Urteil: Lesen Sie auch »Wegeunfälle im Homeoffice nunmehr abgesichert« >>