Die Arbeitswelt stellt hohe Anforderungen an Beschäftigte. Psychische Erkrankungen sind oftmals die Folge. Doch: Sind psychosoziale Faktoren für die Belastung verantwortlich, lässt sich mit Unterstützung und Beratung entgegenwirken.
Die Zahl der Fehltage aufgrund psychischer Erkrankungen hat sich in den vergangenen 20 Jahren mehr als verdreifacht. Dies zeigt eine Analyse der DAK-Gesundheit zum Krankenstand 2016. Demnach nehmen psychische Erkrankungen einen Anteil von 17 Prozent des Gesamtkrankenstandes ein. Die rund 246 Fehltage pro 100 Beschäftigte seien ein noch nie da gewesener Höchststand, heißt es seitens der DAK-Gesundheit. Zwar reduzierte sich die Zahl Betroffener im Vergleich zum Vorjahr etwas. Aber die einzelnen Krankheitsausfälle aufgrund psychischer Erkrankungen dauerten länger.
Arbeitsumfeld wirkt sich auf Gesundheit aus
Welche Rolle Arbeitsumfeld und Unternehmenskultur beim Thema Gesundheit spielen, zeigt ein Fehlzeiten-Report des Wissenschaftlichen Instituts der AOK (WIdO). Eine Befragung unter rund 2.000 Beschäftigten hat ergeben, dass eine schlechte Unternehmenskultur mit einem deutlich höheren gesundheitlichen Risiko für Mitarbeiter einhergeht. Mitarbeiter legen großen Wert auf Loyalität seitens ihres Arbeitgebers. Sie sehen den Aspekt des Lobens als wichtig an. Dies mache eine gute und gesundheitsfördernde Kultur aus. Den Ergebnissen zufolge erleben allerdings nur 55 Prozent der Beschäftigten, dass der Betrieb hinter ihnen steht. Lediglich die Hälfte erhält ein Lob für gute Arbeit. Die WIdO-Befragung zeigt: Beurteilen Beschäftigte die Unternehmenskultur als schlecht, sind sie mit ihrer Gesundheit deutlich unzufriedener und klagen häufiger über körperliche sowie psychische Beschwerden.
Psychische Belastungen erkennen
Bei der Gefährdungsbeurteilung psychischer Belastungen sollten Betriebe unterschiedliche Themenfelder genauer betrachten: Inhalt und Aufgabe der Tätigkeit, Arbeitszeit und -organisation, Arbeitsumgebung sowie die sozialen Beziehungen – insbesondere zum Vorgesetzten. Innerhalb dieser Felder sollten psychische Belastungen erkannt und beurteilt sowie entsprechende Maßnahmen abgeleitet werden.
Psychosoziale Belastungsfaktoren resultieren aus den psychischen Belastungen des jeweiligen Arbeitsplatzes ab. Im Mittelpunkt stehen dabei das soziale Miteinander, die Interaktion mit anderen sowie das Verhältnis zu Kollegen und Vorgesetzen. Dazu zählen beispielsweise soziale Arbeitsbedingungen, Verhalten der Führungskräfte und Kollegen, fehlende Anerkennung und Unterstützung, Konflikte am Arbeitsplatz oder auch Mobbing, wie die Publikation »Mit Verstand und Verständnis – Mitarbeiterorientiertes Führen und soziale Unterstützung am Arbeitsplatz« der Initiative Neue Qualität der Arbeit (INQA) zeigt. Psychosoziale Belastungen können aber ebenso durch Kurzarbeit oder anstehende betriebsbedingte Kündigungen entstehen, heißt es. Mögliche Folgen negativer sozialer Arbeitsbedingungen seien psychische Stressreaktionen. Mittel- bis langfristig könne dies zur Beeinträchtigung der körperlichen und psychischen Gesundheit führen.
Unterstützung und Beratung anbieten
Das Verhältnis zum Vorgesetzten spielt eine wesentliche Rolle bei psychosozialen Belastungsfaktoren am Arbeitsplatz. Dabei geht es nicht nur um Anerkennung der Arbeitsleistung, sondern darum, dass Beschäftigte mit Unterstützung durch ihren Chef rechnen können. Sie sollten Anliegen und Sorgen ansprechen können, ohne Folgen befürchten zu müssen. Durch Unterstützung lassen sich Belastungen besser aushalten beziehungsweise reduzieren.
Um präventiv gegen Stress im Betrieb vorzugehen, kann eine Mitarbeiterberatung professionelle Hilfe leisten. Diese können Beschäftigte bei beruflichen oder privaten Krisen in Anspruch nehmen. Sie kann dabei unterstützen, Konflikte im Team oder mit Vorgesetzen zu reflektieren und Gesundheitsrisiken rechtzeitig zu erkennen. Ob eine Mitarbeiterberatung für einen Betrieb die richtige Wahl ist, darüber gibt die Broschüre »Kein Stress mit dem Stress – Ein Leitfaden zur Auswahl von Angeboten der Mitarbeiterberatung« des Projektes Psychische Gesundheit in der Arbeitswelt (psyGA) Aufschluss.
Quelle/Text: AOK, DAK-Gesundheit, INQA, psyGA; Redaktion arbeitssicherheit.de (SL)
Stand: Februar 2018
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