Welche Lärmquelle stört beim Arbeiten am meisten? Welche gesundheitlichen, aber auch wirtschaftlichen Folgen kann eine dauerhaft hohe Geräuschbelästigung am Arbeitsplatz haben? Und wie lässt sich Lärm bekämpfen? Anlässlich des Internationalen Tages gegen Lärm am 27. April 2011 gehen wir all diesen Fragen auf den Grund.
Links klingelt das Telefon, rechts haut der Kollege engagiert in die Computertastatur, dass es nur so klappert, und in der Küche brüht der Vollautomat geräuschvoll den Kaffee auf - wem das bekannt vorkommt, der arbeitet wahrscheinlich in einem Büro. Wie 17 Millionen andere Menschen in Deutschland. Vielleicht teilt er sich auch mit mehreren Personen das Arbeitszimmer, schließlich geht der Trend zum Großraumbüro.
Lärm stresst und macht krank
Lärmbelästigungen im Großraumbüro gehören zum Arbeitsalltag - produktives Arbeiten ist da nur bedingt möglich. Bis zu 34 Minuten täglich beträgt die Leistungseinbuße, das ergab die Einschätzung von befragten Büroarbeitern durch das Forschung- und Entwicklungscluster Auditory Valley. Hochgerechnet auf ein Jahr ergibt sich pro Mitarbeiter in Nordrhein-Westfalen mit 252 Arbeitstagen im Jahr 2011 eine Fehlzeit von insgesamt 8.568 Minuten. Das entspricht umgerechnet etwa 18 Arbeitstagen. So gerechnet erhält der Störfaktor Lärm eine betriebswirtschaftliche Bedeutung.
Lärm wirkt aber nicht nur störend, er kann auch krank machen. »Mit knapp 5.600 anerkannten Fällen war die Lärmschwerhörigkeit auch 2009 die häufigste Berufskrankheit«, das ergab eine Erwerbstätigenbefragung von Beschäftigten im gewerblichen Bereich durch die Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA). Stress und Gehörschäden können die Folge von einer zu hohen Lärmbelästigung am Arbeitsplatz sein. Lärmreduzierung ist damit eine wichtige Aufgabe des Arbeitsschutzes, und der fängt bei den Angestellten an.
Krachmacher wirksam bekämpfen
Lieber leise telefonieren und Handys auf stumm schalten - Mitarbeiter selbst können zu einem geringeren Geräuschpegel im gemeinsamen Büro beitragen. Zusätzlich arbeiten Wissenschaftler an schallschluckenden Baustoffen, die Unternehmen in ihren Räumlichkeiten einbauen lassen können, zum Beispiel in Decken, Wänden oder Leuchten. Aber die Entwicklung ist noch nicht abgeschlossen.
Eine weitere Maßnahme ist die sogenannte »Sound-Maskierung«, bei der Bürolärm mit einem informationslosen Geräusch überdeckt wird, etwa durch ein Rauschen oder eine kaum wahrnehmbare Hintergrundmusik. Doch langfristig ist diese Maßnahme nicht zielführend: »Bei dieser Methode handelt es sich aber eher um eine Notlösung und nicht um eine dauerhafte Optimierung der Raumakustik«, erklärt Dr. Christian Nocke vom Akustikbüro Oldenburg. Schwierig sei auch, die Sound-Maskierung so umzusetzen, dass sie wirklich hilft Lärm zu bekämpfen statt ihn zu verstärken.
Reden stört am meisten
Übrigens: Es ist nicht die Kaffeemaschine oder das Tastaturklappern, was Angestellte am meisten vom konzentrierten Arbeiten abhält. Das gesprochene Wort ist Störquelle Nummer eins. Dr. Markus Meis, der am Hörzentrum Oldenburg im Bereich Raum- und Psychoakustik forscht, erklärt warum: »Dies liegt vor allem daran, dass wir Menschen nun einmal sehr kommunikativ veranlagt sind: Wir reden nicht nur gern und viel, sondern unsere Ohren ‚spitzen' sich automatisch, sobald wir in unserem Umkreis Sprache wahrnehmen.« Insbesondere der mit dem gesprochenen Wort einhergehende Informationsgehalt lenke ab.
Weiterführende Literatur
BGI 688 - Lärm am Arbeitsplatz in der Metall-Industrie
BGI 5106 - Wissenswertes über Lärm
Technische Regeln zur Lärm- und Vibrations-Arbeitsschutzverordnung
LärmVibrationsArbSchV § 6 - Auslösewerte bei Lärm
Autor: Silke Jarzina
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