Arbeitnehmer hierzulande leisten zunehmend Schicht- oder Nachtarbeit und schaffen vermehrt abends oder am Wochenende, wie jüngst aus einer Verlautbarung der Bundesregierung hervorgeht. Angesichts drohender psychischer Belastungen steigt dabei nicht zuletzt das Risiko einer Gefährdung der Arbeitssicherheit.
25 Prozent am Wochenende
Laut offizieller Statistik waren 2011 ein Viertel aller Arbeitnehmer ganz regulär am Wochenende beschäftigt, das sind absolut gesehen 8,9 Millionen Berufstätige, ein deutlicher Anstieg gegenüber lediglich 6,7 Millionen im Jahre 2001. Ob in der Unternehmensführung, im Transportwesen, an Tankstellen, in Bäckereien, der Gastronomie oder bei Pflegediensten - atypische Arbeitszeiten haben demzufolge auf allen Ebenen erheblich zugenommen.
Von einer starken Zunahme der Schichtarbeit im letzten Jahrzehnt sind gemäß Bundesstatistik vor allem die Gesundheitsbranche und soziale Berufe betroffen, sowie die Jobs von Verkaufspersonal und Maschinen- bzw. Anlageführern. Demzufolge steigt bei den Betroffenen das Risiko von psychischen Beeinträchtigung und erhöhter Gefährdung der Gesundheit, und das oft gerade dort, wo die Verantwortung gegenüber Mitarbeitern, Klienten oder Patienten besonders groß zu veranschlagen ist.
Millionen bei der Nachtarbeit
Den früheren Höchststand des Jahres 2008 erreichte 2011 erneut die Zunahme der Nachtarbeit zwischen 23:00 Uhr abends und sechs Uhr morgens, die zum Erhebungs-Zeitpunkt von über drei Millionen Arbeitnehmern geleistet wurde.
Erhöhter Psychostress in der Arbeitswelt kann auch auf die Steigerung überlanger Arbeitszeiten zurückzuführen sein, die seit 2001 vor allem bei Ingenieuren, Lehrern sowie in leitenden Positionen, für Consulter und Prüfer um insgesamt 23 Prozent zugenommen hat. Infolgedessen wird aus den Reihen der IG Metall wie seitens einzelner Bundestagsabgeordneter die Forderung nach einer arbeitsschutzgesetzlichen Anti-Stress-Verordnung laut.
Für das ständige Anwachsen atypischer Arbeitszeiten können zahlreiche Gründe herangezogen werden. Von Führungskräften etwa wird ständige Erreichbarkeit selbst außerhalb des Büros schon fast selbstverständlich verlangt. Fahrer von Transportunternehmen oder Zustelldiensten stehen unter höchstem Termindruck, der psychisch nicht ohne Folgen bleiben kann. Die expandierten Ladenöffnungszeiten in Discountern, Bau- oder Supermärkten schließlich lassen die Arbeitszeiten des Verkaufspersonals rapide ansteigen.
Eine stärkere Beachtung des psychischen Arbeitsschutzes durch Unternehmen und Aufsichtsbehörden fordert indes Bundesarbeitsministerin Ursula von der Leyen, während jedoch für Kontrollen, beispielsweise des Arbeitszeitgesetzes, immer weniger Personal zur Verfügung steht.
Quelle/Text: sueddeutsche.de, Redaktion arbeitssicherheit.de
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