Mangelnde Schutz- und Sicherheitsvorkehrungen bei der Deutschen Bahn führten möglicherweise zum Tod von mindestens sieben Arbeitern, die an Oberleitungen gearbeitet hatten. Die Süddeutsche Zeitung ist im Besitz von Dokumenten, die belegen, dass der Konzern die Arbeitsunfälle bewusst in Kauf nahm - aus Kostengründen.
Wie die Süddeutsche Zeitung (SZ) in ihrem Wochenmagazin berichtet, verloren mindestens sieben Arbeiter im Zeitraum 2008 bis 2012 bei Arbeitsunfällen an Stromleitungen ihr Leben. Die Betroffenen kamen von Fremdfirmen und waren von der Deutschen Bahn mit Reparaturaufgaben beauftragt worden. Die Ursachen sollen in einigen Fällen laut der SZ ein zu geringer Sicherheitsabstand zu den Stromleitungen sowie zu nachlässige Arbeitsschutzmaßnahmen gewesen sein.
Wiederholt hatten Deutsche-Bahn-Mitarbeiter auf Missstände hingewiesen, darunter auch führende Mitarbeiter, so die SZ. Das gehe aus internen Vermerken und E-Mails hervor, die der Redaktion vorliegen. Die Mitarbeiter hatten nicht nur die mangelhaften Sicherheitsvorkehrungen angemahnt, sondern auch eine Verschärfung der Arbeitsschutzmaßnahmen gefordert. Doch offenbar lehnte die Deutsche Bahn die Einführung einer Arbeitsanweisung zum Schutz der Reparaturteams ab.
Die Einführung sei zu kostspielig, geht aus dem Schriftverkehr hervor: Mit der Arbeitsanweisung seien »finanzielle Nachteile« für das Unternehmen verbunden und die, durch Anpassungen der Sicherheitsstandards - etwa die Vergrößerung der Schutzabstände und die Sicherheitsüberwachung der Fremdarbeiter - entstehenden Mehrkosten seien »in keiner Weise« eingeplant, heißt es laut der SZ. Vor der Einführung habe man zunächst die Arbeitsanweisung einer »unternehmerischen Bewertung« unterziehen wollen.
Erst nach dem Tod von zwei weiteren Arbeitern im Juli 2012 trat laut der Süddeutschen Zeitung die Arbeitsanweisung in Kraft.
Bislang nahm die Deutsche Bahn nach Angaben der SZ zu den Anfragen keine Stellung.
Quelle/Text: Süddeutsche Zeitung, arbeitssicherheit.de
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